Wald
Dichter, dunkler Wald
nur einzelne Lichtstrahlen durchlässt
um verborgenes, innerliches Leben
zu durchleuchten
und nur Konturen zu erkennen lässt
um den tiefen, kalten Boden zu erwärmen.
Edle Form der Natur,
oben dichte Krone voller Leben,
unten kaltes, totes Holz.
Das einzige was du aus dir befreist
ist dichter Nebel voller Stolz
und Luft, so rein, so pur,
aus dein erwärmten Innern entstanden.
Phönix
Nehme den Augenblick wahr mit zorniger Miene,
Stechfliegen tanzen im Gesänge
von nicht geschmierten Rädern der Windmühlen.
Mit vergessenem Stolz, verfallen in leidenschaftslose Ruhe,
bin nicht mehr Herr meiner Handlungen.
Meine Logik trägt keine Früchte,
düstere Gedanken schwirren wie Schatten herum,
so schmerzhaftes Gebilde in scheinloser Hülle
und das Gefühl der Grausamkeit, grausam angewendet.
Ich weigere mich die Augen aufzumachen.
Was lohnt es sich flüchtigen Visionen nachzueifern?
Und so mühsam die ganze Zeit hinterher zu laufen.
Mein Schicksal, wie Klippen im Meer,
zwar standhaft aber ständig angegriffen.
Plötzlich kein Mühlengesang mehr,
nur eines Baches Murmeln.
Um die Flut der Gedanken zu beenden,
fange ich an, einen Damm zu bauen
und angesichts der Gedankenseuche,
wegzuwerfen was überflüssig ist.
Mein Herz pocht an seiner Stelle
als ob es da ein Loch bohren will
und muss daran denken, dass es übel geht mit Übel,
doch übler könnte es ohne Übel sein.
So kann ich nur das sein, was mir von der Natur entspricht
und zu mir kommt, was bei mir sein will.
Gefangen
Deine Wellen, wie Schatten,
sich um meine Gedanken drehen
und bald werfen deine reißenden Wogen
sie hin und her.
Bis sie ihre Tugenden verlieren...
Alle meine Gefühle im Verlangen
sich kopfüber schmeißen
und kein Ende mehr finden…
Je mehr sie gesättigt werden,
desto unersättlicher sie schreien.
Wanderung
Auf meiner Wanderung im Alleinsein,
treffe ich dich, Einsamkeit,
um dir Lehrling zu sein
und Diener…
Du, meine Fröhlichkeit,
wie der letzte Ton meiner Lieder…
wo bist du in dieser Nacht,
wenn Geier zerreißen,
wenn Hyänen beißen?
Nichts steht in deiner und meiner Macht…
Nächtliche Sonate
Du fügst mir zu Schmerzen,
mit jedem Schlag deiner Axt
in mein noch junges Holz
und das Axiom in meinem Herzen
spielt mal wieder Arzt…
Im karierten Muster Weiß-Schwarz
unsere Blicke treffen sich in der Mitte,
du reichst mir deine Hand
und ich lächle dir zu.
Der vierte Tag: es wird…
Es wird spät an dem Tag sein
wo die Stirn zum Boden schaut,
die Einöde immer größer scheint
und das im Eis gefangene Herz auftaut.
Aus Refugium entflohen
und durch die Zeit wieder heil,
irgendwann werde ich heimkehren,
es wird spät an dem Tag sein.
Der letzte Gang
Die Stufen langsam hinaufsteigend
blickt er zurück
auf abgerissene Blumen,
staubigem Weg,
blutrote Sonne
und brennenden Vögeln am Himmel.
Mit klarer Stimme flüstert der Unsinn:
Mein Sohn!
Nur dann und wann
mit dem Ärmel muss er die Augen wischen,
in quälender Sehnsucht nach Olivenhainen,
freiem Himmel und keinen Kummer.
Fröstelnd fühlt sich noch der Kerkerdunst an
und noch kein Ende der Stufen in Sicht.
Kann sich des Gefühls kaum erwehren,
im Bann eines Traumes zu sein.
Eine unergründliche Macht treibt an.
Mein Sohn! Mein armer Sohn!
weit unten der Unsinn muss schreien...
vor ihm, die letzte Stufe.
Meine Genesis
Die Meinung meiner Meinung
ist die Idee meiner Idee
und
die Kunst meiner Kunst
ist das Ich meines Ichs.
Das Leben meines Lebens
ist die Liebe meiner Liebe
und
die Wahrheit meiner Wahrheit
ist die Lüge meiner Lüge.
Die Angst meiner Angst
ist der Mut meines Mutes
und
im Blick meines Blickes
ist der Tod meines Todes
und
die Geburt meiner Geburt.
Behaltet euer Gold!
Wunder sind nicht echt.
Auf der Suche
nach der Geige meiner Gedanken,
bin tief gefallen in der Grotte meiner Sinne.
Gefangen
im Labyrinth meiner Fragen,
gefoltert.
Kann mich nicht mehr tarnen,
bin wie ein schwarzer Monolith
im Licht des Mondes.
Ich sehe, wie die Zeit fliegt,
tanzt und singt
zur Musik meiner Geige.
Ich befreie mich aus dem Labyrinth,
durchquere rasend meine ganze Breite,
von Macht bis zur Ohnmacht
und schließlich finde ich mich.
Ein zerstörtes Kloster.
Der Geier, mein treuer Gefährte,
sammelt meine zurück gebliebenen Trümmer.
Gemeinsam hetzten wir wieder
durch unsere Gravitation
und fliegen von uns weg.
Behaltet euer Gold!
Die fraktale Geometrie der Natur
Ich sehe dich an und erkenne den ganzen Ozean,
so unendlich wogend und kraftvoll still.
Mein Auge ist ein widersprüchliches Gedächtnis
und mein Gedächtnis ein halbzurückgezogenes Leben.
Ich wäre gerne Wind, um deine Wellen zu leiten,
aber längst, bevor ich es merken konnte,
bin ich zu der Luft geworden,
die du einatmest,
längst, bin ich zu dem Ton geworden,
den du aussprichst.
Ich nähere mich dir an, mit der Angst eines Nichtschwimmers.
Du hältst deine Hand an mein Gesicht nah,
damit ich dein Chi spüren kann…
beide schließen wir die Augen und flüchten gemeinsam,
bis in die fraktale Geometrie der Natur.
Sie rügt uns.
Sie rügt uns sanft, denn sie ist unsere.
Ich kann nicht der Fels sein
und auch nicht die Brandung.
Ich will (ab jetzt) nur das Ufer sein.
Dein Ufer!
In dem deine Wellen enden…
und später
werden wir die Bäume adoptieren.
Klettere mühsam
Aus der Tiefe meiner Täler
in den Höhen,
sehen deine Adler
so klein aus, wie Lerchen...
Klettere mühsam auf den Gipfel.
Will dünne Luft erreichen,
um dich einzuholen.
So gerne
So gerne würde ich spielen
auf goldener Harfe
mit silberner Saite...
denen
die jetzt leiden,
denen
weit weg vom Schlaf.
Panorama der Nacht
von Nebel umhüllt,
auf der steht geschrieben
„Liebe ist Macht“
und im Hintergrund,
meine Melodie des Schweigens.
Der Alchemist
Karge Berge, stille Einöde,
Flammen machen die Nacht zum Tag....
Der Alchemist kennt keine Ruhe,
Prometheus‘ Stöhnen
ab und zu, aus weiter Ferne.
Einzige Gespräche hat er mit Aion.
Er redet ununterbrochen,
der Knabe hört geduldig zu
und legt seine Brettsteine
immer wieder neu.
Will Transmutation, seine edle Katharsis,
vermischt Feuer, Erde, Wasser, Luft,
als ob er selbst aus ihnen besteht...
gehärtet im Feuer der Erde,
geformt in der Schaukel der Winde
und im Wasser des Salzes gekühlt.
Bitte, Athanor!
Regle mein unbändiges Feuer,
denn ich brauche den Stein meiner Weisheit.
Zu deinem Ei gib mir Zugriff
und ich verspreche dir,
ich bleibe für immer,
dein ewig junger Diener.
Deukalion
Prometeus, mein großer Vater,
so hab ich auf dich gehört,
ein Schiff gebaut und darauf gestiegen,...
dem Tod der großen Flut entgangen.
Ganz allein auf dieser Welt
steh ich nun mit meinem Weib,
wie du, gleiches Schicksal muss ich tragen,
werden soll ich, des Menschen neuer Vater.
Doch, brennt mich heiß ein inniger Wunsch:
nicht so kalt und nur mit Leib,
wie die Steine geworfen über meine Schulter,
soll er werden, dieser neue Mensch.
Sinneswesen mit Vernunft
mit Seele und Verstand soll er sein,
das hoffen und glauben kann,
Gut und Böse unterscheidet,
schmutzig und rein,
mit Wut, Hass und Neid,
mit Liebe, Güte und Dankbarkeit.
Nach Eintritt der Dämmerung,
wie die Kerze beginnt zum Scheinen,
so soll er nun entstehen,
ständig auf der Suche sich zu begreifen
und was er ist im Unendlichen.